Pflegende Angehörige erleben oft, dass sie an ihre körperlichen und psychischen Belastungsgrenzen kommen. Konnte die Pflege zunächst im familiären Kreis geleistet werden, kommt irgendwann ein ambulanter Pflegedienst dazu. Und wenn diese Versorgung nicht mehr ausreicht, muss die überfordernde Situation häufig trotzdem weiter (aus-) gehalten werden, weil eine Heimunterbringung nicht in Frage kommt. In der Pflege-WG können die Angehörigen einen großen Teil der alltäglichen Verantwortung an das 24 Stunden / 7 Tage anwesende Pflegeteam abgeben. Das bedeutet vor allem wieder ein eigenes Leben zu haben – für den Pflegebedürftigen ebenso wie für die Angehörigen. Dennoch ist die Betreuung ambulant. Das bedeutet, dass die Lebensbedingungen der pflegebedürftigen Person weiter von Angehörigen gestaltet werden können und auch müssen. Das betrifft die Kommunikation mit Pflegekasse, Sanitätsdienst, Ärzt*innen, Vermieterin, das Besorgen von Kleidung, Körperpflegeprodukten und Einrichtungsgegenständen.
Als angehörige Ehepartnerin, als Sohn, Tochter oder Eltern eines pflegebedürftigen Menschen empfinden wir die Entlastung durch die WG als neue Chance für die zwischenmenschliche Beziehung. Etwas Abstand zu bekommen, jeweils eigene Tagesstrukturen zu haben, öffnet neue Räume. Das Geben und Nehmen in den Beziehungen sind weniger einseitig und starr verteilt.
Auch wir Angehörige sind in der Gruppe stärker und weniger allein mit unseren Belastungen. Bei gemeinsamen Besuchen in der Pflege-WG Mardorf und unseren regelmäßigen Treffen tauschen wir uns aus, entwickeln die Lebensumstände der WG weiter, so dass sie den vielfältigen Bedürfnissen unserer Lieben gerecht werden. Grundlage ist der WG-Vertrag, in dem wir uns verpflichtet haben, im Namen unserer pflegebedürftigen Angehörigen Konzept, Ausstattung und nicht zuletzt auch ganz konkrete Aufgaben aus der Wohngemeinschaft gemeinsam zu schultern.